Game Design Workshop für mehr gesellschaftliche Teilhabe
Wir haben in einem Game Design Workshop im Berliner Stadtteil Kreuzberg gemeinsam mit jungen Frauen mit und ohne Fluchtgeschichte eigene Textadventures mit Twine entwickelt. Von der Ideenentwicklung bis hin zur Umsetzung. Das Ganze erfolgte im Rahmen des Projekts “Next Level: Mitmachen!” der Europäische Akademie Berlin.
Textbasierte Spiele ganz einfach selbst gemacht
Vielen sind interaktive Bücher, wie “Insel der tausend Gefahren” von E. Packard oder die “Gänsehaut”-Reihe von R.L. Stine ein Begriff. Das sind Geschichten, in denen die Leser*innen selbst entscheiden, welchen Lauf ihre Geschichte nimmt. Immer wieder werden sie mit Situationen konfrontiert, in denen ihnen das Buch verschiedene Handlungsoptionen anbietet. Je nach Entscheidung, geht die Geschichte auf einer anderen Seite des Buches weiter. Auch ein Scheitern ist möglich. Die Leser*innen werden damit selbst zur Hauptfigur ihrer eigenen, spannenden Geschichte.
Nach einem ganz ähnlichen Prinzip funktionieren einfache Textadventures. Mit dem Unterschied, dass diese digital sind und die Spieler*innen hier nicht “vorblättern” und schummeln können. Durch den Einsatz von Bild und Musik können sie darüber hinaus den Grad der Immersion erhöhen. Mittlerweile gibt es verschiedene Tools, die dabei unterstützen könne, solche textgetriebenen Spiele zu erstellen – auch ohne Programmierkentnisse. Das haben wir uns zu Nutze gemacht und gemeinsam mit jungen Frauen zwischen 14 und 18 Jahren in einem Workshop eigene Textadventures erstellt.
Twine – ein Open Source Tool für interaktive Geschichten
Die Wahl des Tools fiel dabei auf Twine, das kostenlos online im Browser aufrufbar ist. Twine funktioniert mit dem Hypertext-Prinzip. Das heißt, Textabschnitte werden mithilfe von einfachen Links miteinander verbunden. So entsteht ein Netz an miteinander verbundenen Texten und Bildern. Das fertige Textadventure lässt sich am Ende als HTML-Seite exportieren und in einem beliebigen Browser öffenen und spielen.
Der große Vorteil von Twine: das Tool lässt sich je nach Workshop-Teilnehmer*innen auch während der Arbeit mit dem Programm skalieren. Hat man es beispielsweise mit sehr jungen, unerfahrenen Personen zu tun, kann möglicherweise die reine Verlinkung von Text in Twine ausreichend Herausforderung für einen Workshop bieten. In dem Fall belässt man es bestenfalls dabei.
Merkt man dagegen, dass die Teilner*innen fitter sind und Lust haben, hier noch tiefer einzusteigen, kann man im ersten Schritt Medien hinzufügen, wie Bilder und Audio-Dateien. Wichtig hier ist natürlich, auf Themen wie das Urheberrecht hinzuweisen und Quellen zur Verfügugn zu stellen, von denen aus bedenkenlos Medien verwendet werden können.
Die nächste Skalierungsstufe sind optische Anpassungen wie die Veränderung der Schrift und Farbe über Stylesheets. Funktioniert auch das unproblematisch, kann man tiefer in HTML und CSS einsteigen und zum Beispiel Zufallsgeneratoren und Variablen einfügen. Diese ermöglichen komplexere Spielelemente mit einzubauen. Warum nicht, statt einfach nur mit einem anderen Charakter der Geschichte zu sprechen, mit ihm oder ihr Stein, Schere, Papier spielen? Oder wie wäre es mit einer verschlossenen Tür, die sich erst öffnen lässt, wenn zuvor der passende Schlüssel gefunden wurde?
Empowerment mit Games
Demokratie bedeutet Mitmachen und Teilhaben. Im Rahmen des Game Design Workshops konnten die jungen Teilnehmerinnen das selbst ausprobieren. Sie entwickelten eigene Ideen, verpackten sie in verschiedene Geschichten und setzten sie mithilfe von Twine in digitale Textadventures um. Und das ganz ohne Programmier-Vorkenntnisse. “(Digitale) Spiele fordern und fördern. Und das nicht nur beim Spielen sondern auch beim Entwickeln.”, davon ist Game Designerin und Medienpädagogin Anne Sauer, die für Playing History den Workshop durchführte, überzeugt. Und tatsächlich zeigte sich auch im Workshop, wie intensiv sich die Teilnehmer*innen inhaltlich wie technisch den unterschiedlichen Herausforderungen der Spieleentwicklung stellten. Am Ende der intensiven Woche konnten die stolzen Nachwuchs-Spieleentwicklerinnen ihre Kreationen mit nach Hause nehmen.
Über das Projekt “Next Level: Mitmachen!”
Das Projekt “Next Level: Mitmachen!” ist gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Zie des Projektes ist es, Möglichkeiten der Nutzung von Serious Games in der politischen Bildung auszuloten. Es soll dazu beizutragen, den Einsatz von Spielen in der Arbeit von Bildungsträgern zu verankern.
Mehr Infos gibt es auf der offiziellen Seite zum Projekt sowie auf der dazugehörenden Instagram-Präsenz. Im August wird es übrigens den nächsten Workshop dieser Art geben ;). Infos zur Anmeldung finden sich ebenfalls auf der Instagram-Seite zum Projekt.
Impressionen vom Game Design Workshop
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