hellgrüner Hintergrund mit verschiedenen geometrischen Figuren

Best Practice: „Stasi raus, es ist aus“ im Geschichtsunterricht

Offenes Kartenspiel auf Begleitmaterial liegend

Best Practice: „Stasi raus, es ist aus“ im Geschichtsunterricht

Immer mehr Lehrkräfte setzen Spiele im Unterricht ein. Gerade der Geschichtsunterricht hält reichliche Themenfelder bereit, für die spielerisches Lernmaterial vorliegt. „Stasi raus, es ist aus“ stellt hierbei ein Best Practice Beispiel eines Lernspiels für den Schulunterricht dar.

Perspektivwechsel durch Spiele

Perspektivwechsel erlauben es, nicht nur eine Seite einer historischen Erzählung kennenzulernen. Im Kartenspiel „Stasi raus, es ist aus“ schlüpfen die Spielenden in die Rolle von Stasi-Mitarbeiter*innen zur Zeit der Friedlichen Revolution, als die Mauer bereits gefallen ist. Mitten im Umbruch soll ausgerechnet das Ministerium für Staatssicherheit in die neue Zeit überführt werden. Es sind Bürger*innen, die die Dienstobjekte der Stasi besetzten, um das Wirken der Geheimpolizei der DDR zu beenden und die Vernichtung weiterer Akten zu stoppen.

„Stasi raus, es ist aus“ im Geschichtsunterricht

Die Spielenden ziehen in ihrer Rolle als Stasi-Mitarbeiter*innen bei jedem Zug Karten vom Stapel und stehen vor der Entscheidung, Akten beiseite zu schaffen oder die kritische Menge hinzuhalten. Für jede vernichtete Unterlage gibt es Punkte. Bürger*innenkarten, die immer wieder ins Spiel zurückkommen und im Verlauf des Spiels an Präsenz gewinnen, bringen Minuspunkte. Das Spiel endet, wenn sich zu viele Bürger*innenkarten ansammeln. Am Ende siegen die Bürgerinnen und Bürger und beenden das Treiben der Staatssicherheit. Wer am Schluss die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel. 

Zwei bis fünf Teilnehmenden können das Spiel spielen. Der Ablauf wird im Spielprozess über die enthaltenen Spielkarten erklärt. Dauer pro Runde: circa 20 Minuten. 

Didaktisierung für Lehrkräfte

In unserer Arbeit an Spielen für den Schulunterricht haben wir gemerkt, dass der pädagogische Mehrwert eines Spiels für Lehrkräfte klar sein muss. Zudem ist es unabdingbar, konkrete Ideen zur Didaktisierung entwickelt zu haben. Schließlich dient das Spiel nicht allein dem Zwecke des Vergnügens. Es soll auch Kompetenzen und Wissen bei den Kindern und Jugendlichen fördern. 

Wenn Lehrkräfte das Thema Geschichte der Stasi und Geschichte der friedlichen Revolution im Unterricht thematisieren möchten und dazu „Stasi raus, es ist aus“ einsetzen, werden damit folgende didaktischen Schwerpunkte gesetzt:   

  • Perspektivwechsel: Welche Dokumente versuchten die Stasi-Mitarbeiter*innen zu vernichten? Warum setzen die Bürger*innen sich dafür ein, die Vernichtung der Akten zu stoppen und das Wirken der Stasi zu beenden? Beim Spielen entstehen Fragen zur Motivation der Akteure, den historischen Ereignissen und der eigenen Rolle im Spiel. Als Impuls eingesetzt, lassen sich im Anschluss an das Spiel dementsprechend auch Mechanismen der Diktatur und Prozesse der Friedlichen Revolution besprechen. 
  • Quelleninterpretation: Das Begleitheft zum Spiel beinhaltet Originaldokumente der Geheimpolizei, die fast von den Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit vernichtet worden wären. Das Spiel kann somit als kurzer Impulsgeber zum Kontext dieser Dokumente dienen. Darüber hinaus erleichtert es die Quelleninterpretation: Die Anwerbung Jugendlicher als verdeckte Mitarbeiter, routinemäßig fotografierte Besucher, politisch interessante Orte oder die zwangsweise Zusammenarbeit von Institutionen wie etwa einer Sparkasse mit der Stasi – all dies waren Methoden der Geheimpolizei. Die fungierte als „Schild und Schwert“ der SED. In dieser Rolle versuchte sie, frühzeitig Gefahren für die Alleinherrschaft der SED zu erkennen und auszuschalten. 
  • Reflexion: Welche Rolle spielen die Stasi-Unterlagen bei der Aufarbeitung der SED-Diktatur? Die Auflösung des DDR-Geheimdienstes bildete den Ausgangspunkt einer Bürgerrechtler*innenbewegung, die selbst über den Erhalt und die Nutzung der oft menschenrechtswidrig gesammelten Daten bestimmen wollte. Heute werden die Stasi-Unterlagen für die persönliche Akteneinsicht, Forschung und Medien und Ersuchen auf rechtsstaatlicher Grundlage bewahrt und zugänglich gemacht. 

Weiterführende Informationen

Das Kartenspiel „Stasi raus, es ist aus“ wurde inzwischen von etlichen Lehrkräften im Unterricht eingesetzt und erfreut sich großer Beliebheit. Das Spiel kann auf den Seiten des DDR Museums bestellt werden. Das Begleitheft zum Spiel gibt es kostenlos auf den Seiten des Stasi-Unterlagen Archiv (BStU). Weitere Lernspiele, im Umfeld von DDR-Geschichte und Teilungsgeschichte sind zudem Bürokratopoly und Wendepunkte.


Gastbeitrag von: Lena Kuhl, Historikerin. Beim Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv macht die den besonderen Charakter und Symbolgehalt des Archivs der breiten Öffentlichkeit zugänglich.

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