Im Museum spielen? Wieso nicht?
Gastbeitrag von Dr. Stephanie Pearson, museums.love.
Denken Sie zurück an Ihren letztes Museumsbesuch. Was genau haben Sie dabei gemacht? Sie haben ein Ticket gekauft, Exponate bewundert, Texte gelesen, im Shop herumgeschaut… Vielleicht kommen noch ein paar Aktivitäten auf die Liste hinzu, aber eines wird wahrscheinlich trotzdem fehlen: Haben Sie dabei auch gespielt?
Spaß versus Spiel
Spaß haben Sie beim Museumsbesuch hoffentlich gehabt – doch ist das spielen? Nicht immer ist Spaß gleich Spiel. Grundsätzlich ist Spielen das Ausüben von einer Aktivität, die zwar Spaß machen sollte, aber von Regeln umrahmt wird. “Strukturierter Spaß” also. Außerdem fördert Spielen – im Gegensatz zu gewissen anderen Formen von Spaß – kognitive und soziale Kompetenzen.
Spielen klingt also schon sehr nach einem Museumsbesuch! Spaß, Lernen… und Regeln sind ja im Museum auch reichlich vorhanden.
Allerdings würden wir uns wohl einigen können, dass ein Museumsbesuch an sich kein Spiel ist. Es gibt dabei letztlich keine Konkurrenz, kein Endziel, keine Punktzahl, keine Gewinner. Nicht, dass all diese Elemente bei allen Spielen vorhanden sein müssen, aber sie tragen wesentlich zu unserem Gefühl bei, an einem Spiel teilgenommen zu haben.
Wie würde es also aussehen, wenn wir im Museum regelrecht (!) spielen würden?
Ein Anfang: Knopfdruck und Übungsblatt
Einige Museen versuchen schon, spielerische Elemente in ihren Ausstellungen einzubauen. Man denke an interaktive Exponate wie die Taste, die gedrückt werden kann, um ein Licht anzuschalten, oder die Klappe, die gehoben werden kann, um einen weiteren Text oder Bild freizulegen.
Das Vorhandensein solcher Elemente unterscheidet sich stark, je nach Schwerpunkt des Museums. Technik- und Naturkundemuseen bieten diese beispielsweise viel öfter an, als Kunstmuseen es tun.
Wenn der Knopfdruck zum Spektrum des Spielerischen zählt, dann zum Ende der eher niedrigen Partizipation. Etwas höhere Partizipation fördert das gute alte Übungsblatt. Dieses erzeugt durch Fragen eine Art Suchspiel oder “Schnitzeljagd” im Museum (z.B. im Anne Kolb Nature Center). Da könnten wir von einem echten Spiel reden! Das Übungsblatt wird nur leider relativ selten angeboten, und wenn, dann eher für Kinder. Als würden wir Erwachsene nicht auch spielen wollen.
Ein Fortschritt: Smartphone-Spiele
Noch mehr Partizipationspotenzial stellt ein Spiel per App dar. Das enorme Universum der Smartphone-Spiele hat dafür gesorgt, dass die Technik und das Spiel-Bewusstsein der Öffentlichkeit schon vorbereitet worden sind. Gute Grundlagen für ein Handy-Spiel, das gezielt im Museum umgesetzt wird.
Die große Herausforderung besteht darin, ein Spiel zu entwickeln, das mit dem Museum so eng verbunden ist, dass es den Museumsbesuch bereichert anstatt davon abzulenken. Kein leichtes Unterfangen. Leipzig ‘89 – Revolution Reloaded von Playing History wählt den Ansatz, sich auf ausgewählte Objekte im Raum zu beziehen. Dies ist ganz sicher der richtige Weg für Smartphone-Spiele im Museum.
Zukunftsspiel
Genau wie Museen analoge und digitale Spiele in ihren Räumlichkeiten zukünftig umsetzen werden, ist noch eine weit offene Frage. Es besteht aber keine Frage, dass ein spielfreundlicherer Ansatz notwendig wird, wenn Museen relevant und mit anderen Lehr- und Unterhaltungsformaten konkurrenzfähig bleiben wollen. Zumindest dieses Spiel ist ernst!
Gastbeitrag von Dr. Stephanie Pearson, museums.love