Wie ‘Impact Games’ für Probleme der Welt sensibilisieren – Interview für die c’t
Ein Genrebegriff, der immer häufiger in der Games-Branche fällt: Impact Games. Doch was genau sind Impact Games? Und wie genau können sie für die Probleme der Welt sensibilisieren? Mit diesem Thema beschäftigt sich ein Artikel in der aktuellen Ausgabe der c’t. Unsere Medienpädagogin und Game Designerin Anne Sauer wurde zu dem Thema befragt.
Was sind Impact Games?
Der Artikel behandelt das Konzept der sogenannten “Impact Games”. Übersetzt bedeutet das so viel wie “Spiele mit Wirkung”. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um Serious Games, also Spiele, die neben dem vordengründigen Ziel der Unterhaltung auch ‘ernste’ Inhalte vermitteln. Impact greifen zum Beispiel Themen wie den Klimawandel, politische Konflikte oder Krieg auf und bieten den Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Dabei sollen die Spiele nicht nur unterhalten, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Komplexität der jeweiligen Thematik vermitteln.
Zwischen Spielen und Lernen
Beispielhaft stellt der Artikel der c’t verschiedene Impact Games vor. Darunter auch “Spuren auf Papier“, das konstenfreie Browsergame über die Krankenmorde während der NS-Diktatur in der Kranken- und Pflegeanstalt Wehnen. Impactful ist das Spiel auf mehreren Ebenen: (1) Die Entwickler*innen wurden schon in der spielerische Umsetzung der schweren Thematik gefordet aber auch gefördert. (2) Die Spieler*innen decken im Spiel die Gräueltaten in der Heil- und Pflegeanstalt während der NS-Zeit auf und ziehen Parallelen zu aktuellen Geschehnissen. (3) Gedenkstätten scheinen sich nach der Veröffentlichung von Spuren auf Papier zunehmend offener für die spielerische Aufbereitung ihrer Themen.
Ebenfalls mit dem Thema Klimawandel beschäftigt sich die Wirtschaftssimulation Imagine Earth. Sie konfrontiert Spieler*innen mit den harten Konsequenzen, die mit der Zerstörung der Umwelt und rücksichtslosem Raubbau einhergehen. Wer dagegen nachhaltig wirtschaftet, wird in dem Spiel belohnt. Interessanterweise war Imagine Earth nie als Spiel mit politischer Botschaft konzipiert. Vielmehr wollten die Entwickler*innen Ursachen und Folgen des Klimawandels spielerisch erlebbar machen. Dazu beschäftigte sich das Team während der Entwicklung intensiv mit Studien zur Erderwärmung und setzte gewonnene Erkenntnisse in Spielmechaniken um.
Vorurteile gegenüber Spielen schrumpfen
Spiele erlauben – wie andere Kulturgüter auch ernste und schwere Themen auf eine zugängliche und einfühlsame Weise spielerisch aufzubereiten. Sie können darüber hinaus – und das entscheidet sie von anderen Medien – Systeme und Systematiken abbilden. Denn jede Aktion im Spiel hat eine direkte Reaktion zur Folge. In dieser Interaktion und den Abhängigkeiten können Spiele Komplexe abbilden und Kausalitäten erlebbar machen. Dazu kommt das hohe motivationale und kompetenzförderliche Potential von Spielen. Spiele ermöglichen Selbstwirksamkeitserlebnisse durch die direkten Einwirkungsmöglichkeiten, Erfolgserlebnisse, Flow-Erlebnisse und soziale Erlebnisse.
Indem sich Spielende auf das Spiel und deren Inhalte einlassen, werden sie gefordert und gefördert und können beiläufig positive Kompetenzen erwerben. Und das scheinen auch Museen, Bildungseinrichtungen und Gedenkstätte zunehmend zu erkennen.
„Ich habe das Gefühl, das sich hier gerade etwas verändert, zumindest zeigt sich das in den Anfragen, die wir erhalten: Uns sprechen zunehmend Museen, Bildungseinrichtungen und Gedenkstätten an, die ihre Themen bewusst spielerisch aufbereiten möchten, um neue Zugänge für ihre Zielgruppen zu schaffen.“, (Anne Sauer, c’t 2023 Heft 8).
Zum vollständigen Online-Artikel (mit Paywall)