hellgrüner Hintergrund mit verschiedenen geometrischen Figuren

Health Games – Spiele im Gesundheitswesen

Beitragsbild für Health Games Blog Beitrag. Person hält Controller in der Hand. Im Vordergrund EKG mit einem Herzsymbol.

Health Games – Spiele im Gesundheitswesen

Das Motivationspotenzial von Spielen wird in verschiedenen Disziplinen diskutiert. Auch im Gesundheitswesen. Health Games oder (Serious) Games for Health werden sie genannt. Manche von ihnen sollen Anreize für mehr körperliche Aktivität schaffen. Andere wiederum werden in der Medizin zu Therapiezwecken eingesetzt. Sie können Verhaltensänderungen hervorrufen oder Außenstehenden Krankheiten wie Depressionen verständlich machen. Allerdings macht ein Spiel per se nicht dünn oder dick, klug oder dumm, gesund oder krank. Es ist ein Zusammenspiel von Missionszielen, Inhalt, Technik und der Art und Weise, wie Inhalte vermittelt werden, um das Ziel zu erreichen. 

Was sind Health Games?

Doch beginnen wir von vorn. Was genau sind eigentlich Health Games? Bei Health Games handelt es sich um speziell für das Gesundheitswesen konzipierte Spiele, die einen positiven Effekt auf die Anwender*innen haben. Das können beispielsweise Patientinnen und Patienten unterschiedlicher Altersgruppen sein, die mithilfe der Spiele ihren Gesundheitszustand verbessern. Darüber hinaus schließt diese Definition aber auch medizinisches Personal mit ein, welches mithilfe von Health Games eigenes Wissen und Fähigkeiten verbessert. Auch informative Spiele können Health Games sein, die sich weniger an Betroffene, sondern vielmehr an derer soziales Umfeld richten. Ein Umfeld, das Verständnis für eine Krankheit entwickelt, weiß möglicherweise besser, mit bestimmten Situationen umzugehen. Das wiederum kann sich positiv auf die Betroffenen auswirken und somit indirekt zur Förderung der Gesundheit beitragen.

Grob lassen sich Health Games also in folgende Kategorien einordnen: 

  1. Spiele zur Prävention und Aufklärung,
  2. Spiele zur Behandlung von Patientinnen und Patienten,
  3. und Spiele zum Einsatz in der medizinischen Aus- und Weiterbildung.

Spiele zur Prävention und Aufklärung

Solche Health Games vermitteln oft Information zu Krankheitsbildern oder sind speziell entwickelt, um präventiv zu wirken. Die (Wissens-)Vermittlung steht hier klar im Vordergrund. Oft verbunden mit dem Ziel einer möglicher Verhaltensänderung. Ein aktuelles Beispiel ist Flieg, Dino (German)“, das suchtpräventive und Resilienz fördernde Serious Game für Vorschulkinder. In dem analogen, kooperative Spiel, tauchen Kinder ab 4 Jahren in die bunte Welt der Gefühle ein. Das Spiel hilft ihnen, sich mit ihren Gefühlen und den Gefühlen anderer auseinander zu setzen. Denn genau für die ist in Familien, in denen Sucht oder Gewalt eine Rolle spielt, oft nur wenig Platz. Folglich lernen die Kinder dort nicht konstruktiv mit ihren Gefühlen umzugehen und diese zu verarbeiten.

Flieg-Dino 3D Version mit Vulkan als Würfelturm. Im Vordergrund eine beispielhafte Karte mit Illustration einer unaufgeräumten Wohnung.

Spiele zur Behandlung von Patientinnen und Patienten

Eines der bekanntesten Beispiele für diese Kategorie von Health Games ist Re-Mission, das bereits 2006 speziell für krebskranke Kinder und Jugendliche entwickelt wurde. Darin schlüpfen sie in die Rolle von Roxxi, einem Nanoroboter. Ausgerüstet mit Chemo-Waffen, Antibiotika und anderen Medikamenten begeben sie sich auf die Jagd nach Tumorzellen. Krebskranke Kinder erfahren hier spielerisch, was in ihrem Körper vorgeht und wie sie die Krankheit bekämpfen können. Es gibt den Patient*innen das Gefühl, dass sie eine Therapie nicht bloß passiv über sich ergehen lassen, sondern selbst aktiv werden können.

Re-Mission Screenshot. Die Protagonistin bewegt sich gerade durch das menschliche Gehirn.

Spiele zum Einsatz in der medizinischen Aus- und Weiterbildung

Ein Beispiel für Health Games zum Einsatz in der medizinischen Aus- und Weiterbildung ist Delirium Experience. Hier lernen Ärzt*innen und Pflegepersonal, wie sie ein Delirium erkennen und besser mit der komplexen Symptomatik der Patient*innen umgehen. Basierend auf wahren Geschichten von echten Patient*innen können die Spielenden risikofrei im virtuellen Spiel verschiedene Behandlungen ausprobieren und aus Fehlern in ihrer Vorgehensweise lernen.
Delirium Experience Screenshots mit Bildern aus der Perspektive einer bettlägerigen Person

Die motivierenden Potentiale von Spielen im Gesundheitswesen nutzen

Alle genannten Beispiele von Health Games bedienen sich der motivierenden Potenziale des Mediums Spiel. Welche das genau sind, ist in der Literatur einschlägig identifiziert: 

  • das interaktive Erlebnis (empfundene Selbstwirksamkeit; jede Aktion hat eine Reaktion zur Folge), 
  • Erfolgserlebnis (die virtuelle Spielwelt bietet Erfolgserlebnisse, leichter als in der Realität, kann ich doch den Schwierigkeitsgrad an meine eigenen Leistungen anpassen)
  • Flow-Erlebnis (Anforderung und Fähigkeiten der Spielenden sind im Gleichgewicht; Unterforderung führt zu Langeweile, Überforderung zu Frustration)
  • und das soziale Erlebnis (ob in kleinen Gruppen in einem Raum oder online mit anderen Spieler*innen; das Spielen mit und gegen andere übt einen besonderen Reiz aus)

Wer ein Health Game erstellen möchte, muss die motivierenden und kompetenzförderlichen Potenziale von Spielen verstehen und sie sich bewusst im Kontext des Gesundheitswesens zunutze machen. Dabei spielen neben dem Unterhaltungswert des Spiels auch die zielgruppengerechte Aufbereitung und der gesundheitliche Nutzen eine Rolle. 

Damit die Zielgruppe sich dann längere Zeit mit dem Spiel beschäftigt, müssen intrinsische und extrinsische Motivation der Spielenden gleichzeitig angesprochen werden. Das erreichen wir zum Beispiel, indem wir Health Game entwickeln, sie sich nah an der Lebenswirklichkeit der Zielgruppe bewegen, ihre Sprache sprechen und ihre Probleme verhandelt.

Die vier Hauptsäulen des Lernens

Natürlich spielt auch das intendierte Vermittlungsziel eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines Health Games. Die vier Hauptsäulen des Lernens, die der Neurowissenschaftler Stanislas Dahaene herausgearbeitet hat, lassen sich gut auf solche Spiele übertragen. Demnach

  • spricht ein gutes Health Game die Zielgruppe an, wird von ihr als attraktiv wahrgenommen und bietet aufeinanderfolgende Aufgaben und Herausforderungen, um die Spielenden fokussiert zu halten.
  • fordert und fördert ein gutes Health Game die Interaktion und bindet die Spielenden durch ein fesselndes Gameplay und unterhaltsames Spielerlebnis emotional ein.
  • lädt ein gutes Health Game zum Ausprobieren ein und erlaubt, Fehler zu machen. Zudem gibt es unmittelbares Feedback zu den verrichteten Handlungen und belohnt seine Spieler*innen. 
  • sind Wiederholungen der Schlüssel zur Konsolidierung im Lernen. Ein gutes Health Game fordert und fördert die Wiederholung und verbessert somit die Leistung der Spielenden ohne dabei redundant und langweilig zu sein.

Ein eigenes Health Game entwickeln?

Die Entwicklung eines Health Games ist mindestens genauso anspruchsvoll ist wie die Entwicklung eines reinen Unterhaltungstitels. Auch wenn sich die Spiele nicht mit der Komplexität oder Grafik von Blockbustern messen müssen, muss ihnen doch ein durchdachtes Konzept zugrunde liegen. Schließlich sollen sie Spaß machen und auf eine angenehme, spielerische Weise Therapien unterstützen oder Wissen und Fähigkeiten vermitteln. Dafür braucht es Expert*innen für die Inhalte auf der einen Seite. Aber auch Expert*innen, wie Playing History, in Bezug auf Spiele, spielerische Interaktion und Wirkung auf der anderen Seite. Wir unterstützt Sie gern bei der Umsetzung Ihres Health Games. Lassen Sie uns über ihre Themen und Ideen sprechen!

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